Lange Zeit gab es in Deutschland einheitliche Bierflaschen. Dominiert wurde der Biermarkt bis Ende der 80er Jahre von der Euroflasche, die in der Regel im, ebenfalls einheitlichen, Eurokasten ( Ochsenblutkasten ) vertrieben wurde. Kurze Logistikwege und hohe Wirkungsgrade der Abfüllanlagen waren selbstverständlich. Zu Beginn der 90er Jahre setzten viele Brauereien auf die Marketingkraft eines Individualkastens; bei der Gelegenheit wurde die Euroflasche durch die NRW-Flasche ersetzt. Die Optik des Flaschenpools wurde dadurch deutlich verbessert. Die Individualkisten brachten natürlich einen logistischen und ökologischen Nachteil mit sich. Die Kisten mussten als Leergut zur Brauerei zurück gebracht werden. Der Handel stand entsprechenden Sortier- und Lagerproblemen gegenüber. Doch zumindest die Flaschen konnten untereinander verwendet werden. Im ersten Jahrzehnt der 2000er Jahre begannen einige Brauerein mit einer neuen Generation von Individualflaschen. Flaschen mit Branding bzw. Embossing ( Prägung ) wurden eingeführt; aber auch weiße und blaue Flaschen. Was anfangs als clevere Marketingstrategie galt, wurde schnell zum Problem für alle Brauereien. Der Anteil an Fremdleergut, also im Betrieb nicht verwendbarer Flaschen stieg, und es musste aufwendig sortiert werden. Das brachte hohe Kosten durch zusätzliches Personal und / oder Investitionen in teure Sortieranlagen mit sich. Ganz zur Freude diverser Logistikdienstleister, die diese Sortieraufgaben in Verbindung mit dem Handel gebrauchter Flaschen als lukrative Marktlücke für sich entdeckten.Gleichzeitig verschlechterte sich der Wirkungsgrad der Abfüllanlagen bei vielen Brauereien. Wohin sich der Markt entwickelt, bleibt abzuwarten. Auch die Zukunft des Mehrwegsystems kann als gefährdet angesehen werden, da ökologische Probleme durch lange Transportwege unvermeidbar sind. Entscheiden wird das letztendlich der Verbraucher durch sein Kaufverhalten.
Während in Deutschland bei Bierflaschen das Papieretikett üblich ist, wird im Ausland oft mit Kunststoffetiketten gearbeitet. Bisher war das Kunststoffetikett im Mehrwegsystem nicht einsetzbar, da es sich in der Flaschenwaschmaschine nicht entfernen ließ. Mittlerweile haben einige Hersteller abwaschbare Etiketten entwickelt und sorgen damit für neue Möglichkeiten der Gestaltung. Insbesondere die no-label-look Etiketten bieten dabei eine neue Vielfalt an Design. Der Vorteil von Selbstklebeetiketten liegt darin, dass verschiedenste Etikettenformen eingesetzt werden können. Bei Papieretiketten müssen für jede Etikettenform eigene Formatteile verwendet werden. Neben den Kosten ist damit auch immer eine entsprechende Umstellarbeit an der Etikettiermaschine notwendig. Eine weitere Alternative ist der Einsatz von werkseitig bedruckten Flaschen, auf die sich einige Hersteller spezialisiert haben. Bei Bierflaschen ist diese Variante jedoch unüblich, da sie mit deutlich höheren Kosten verbunden ist. Neben Glas als Werkstoff, stehen heute auch werkseitig bedruckte Aluminiumflaschen zur Verfügung, die insbesondere für szenige Biere Sinn machen können.
Bier wird in einer großen Vielfalt unterschiedlicher Verpackungssysteme angeboten. Immer stärker werden Mehrstückverpackungen nachgefragt. Das unterstreicht auch den Trend nach kleineren Verpackungseinheiten, weg vom klassischen 20er und 24 Kasten.
Beim Fassbier hat sich seit Anfang der 80er Jahre das KEG als Standardgebinde durchgesetzt. Allerdings sind diese Fässer nicht zwischen den Brauereien tauschbar, da sie alle individuelle Beschriftungen aufweisen. Die gängigen Größen sind 50 und 30 Liter, seltener sind 20 und 15 Liter KEG`s im Einsatz. Generell unterscheiden sich hier die Ganzstahl KEG`s aus Edelstahl und das Plus KEG, das mit einem Kunststoffmantel aus Polyurethan beschichtet ist. Als zweites Segment sind die Bauchfässer mit Inhalten von 10, 20, 30 und 50 Litern im Umlauf. Hier meistens die 10 und 20 Liter Fässer, die insbesondere im Raum Köln und Düsseldorf für die obergärigen Spezialitäten Kölsch und Alt bei privaten Feiern häufig zum Einsatz kommen.
Daten der DIN KEG`s | |||
Inhalt | Höhe | Durchmesser | Gewicht |
50 Liter | 600 mm | 381 mm | 12,0 kg |
30 Liter | 400 mm | 381 mm | 9,4 kg |
20 Liter | 310 mm | 363 mm | 8,2 kg |
Daten der Euro KEG`s | |||
Inhalt | Höhe | Durchmesser | Gewicht |
50 Liter | 532 mm | 408 mm | 12,6 kg |
30 Liter | 365 mm | 408 mm | 10,1 kg |
25 Liter | 327 mm | 395 mm | 9,1 kg |
20 Liter | 216 mm | 395 mm | 8,8 kg |
Aktuell stehen verschiedene Einweg KEG Systeme zur Verfügung. Neben dem KeyKeg gibt es das Schäfer Einweg KEG. Während das KeyKeg auf Kunststoff als Material setzt, punktet Schäfer mit einem Metall KEG. Beide Systeme haben natürlich Vor- und Nachteile. Aber sie ermöglichen erstmals den Export von Fassbier ohne die entsprechende Leergutproblematik.
Es bleibt abzuwarten, wie die Mitbewerber Franke und Thielmann auf die Nachfrage nach Einweg KEG`s reagieren. Es ist zu erwarten, dass sich in diesem Segment noch etwas tut. De Facto machen die Einwegfässer aber Snin, wenn es um den Export in ferne Länder geht, da der Rücktransport erhebliche Kosten mit sich bringen würde. Gleichzeitig schonen die Einwegfässer das Eigenkapital der Brauereien, da keine Investitionen in zusätzliche KEG`s notwendig sind. Die Entsorgung der leeren Fässer erfolgt entweder über den Hausmüll oder, entsprechende Trennsysteme vorausgesetzt, als Wertstoff im Rahmen des Recyclings.
Das 5 Liter Kleinfass erlebte nach Einführung des Einwegpands einen Boom. Es wurde im Rahmen dieser Pfandregelung als pfandfrei eingestuft. Rechtzeitig zur Fussball WM 2006 kamen entsprechende Kühler auf den Markt, die ein mehr oder weniger autentisches "Zapferlebnis" vermittelten. Im Privatbereich werden diese Kleinfässer gerne eingesetzt, da sie mit dem integrierten Zapfhahn einfach zu bedienen sind.
Ein Bierfass mit Zusatznutzen ist das CoolKeg; ein selbstkühlendes Fass, dass ohne Strom funktioniert. Dieses Fass kann auf herkömmlichen Abfüllanlagen gefüllt werden, erfordert allerdings eine Anlage zur thermischen Rekonditionierung des als Kühlmedium verwendeten Zeoliths. Kern der Kühltechnik ist die sogenannte Zeolith/Wasser-Vakuumadsorptionstechnologie. Zeolith, ein auch in der Natur vorkommendes, ungiftiges Mineral nimmt in getrocknetem Zustand begierig große Mengen Wasser auf. Im Vakuum läuft dieser Prozess (Adsorption) so schnell und effektiv ab, dass es möglich ist, Eis zu erzeugen.
Nachdem bundesweit der Mehrweganteil von Getränkeverpackungen seit 1997 unter 72 Prozent gesunken war, führte der damalige Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne) das Einwegpfand zum 1. Januar 2003 ein. Betroffen waren alle Getränkebereiche, in denen der Anteil der Mehrwegflaschen unter dem Anteil von 1991 lag. Dies waren Bier (inklusive Biermischgetränke), Mineralwasser (mit und ohne Kohlensäure) und Erfrischungsgetränke mit Kohlensäure. Ausgenommen von der Pfandpflicht waren Verpackungen für Milch, Wein, Sekt, Spirituosen und kohlensäurefreie Erfrischungsgetränke. Dies führte zu der Situation, dass für Biermischgetränke das Pfand eingeführt wurde, für andere Mischgetränke wie Wodka/Lemon oder Whisky/Cola jedoch nicht, weil diese zu den Spirituosen zählen. Mittlerweile ist der Anteil der Dose verschwindend gering; der Mehrwegquote hat das aber nicht genutzt. Insbesondere bei den alkoholfreien Getränken hat sich Einweg duchgesetzt und zum wirtschaftlichen Ruin vieler, insbesondere mittelständiger Betriebe geführt. Discounter und große Hersteller forcieren diese Entwicklung. Beim Bier sieht es noch anders auch, aber auch hier sind Tendenzen spürbar. Zum Glück für den Mittelstand weigen sich die Verbraucher Bier in PET zu akzeptieren und stützen so das Mehrwegsystem. Viele Ökobilanzen wurden erstellt und, je nach Auftraggeber und dessen Intention, wurden unterschiedliche; teils kontroverse Ergebnisse, erzielt. Fakt ist nach Ansicht des Autors, dass die Ökobilanz von Mehrweg - Glasflaschen mit zunehmendem Distributionsradius verschlechtert. Wird das Bier aber, wie bei den meisten mittelständigen Brauereien um den Schornstein herum, in einem begrenzten Radius distribuiert, ist die Ökobilanz extrem positiv.
Ein Logo wird Verbrauchern den Getränkekauf von jährlich fast 20 Mrd. Flaschen in umweltfreundlichem Mehrweg erleichtern. Der von Unternehmen und Verbänden der Getränkebranche sowie von Umweltorganisationen initiierte Arbeitskreis Mehrweg entschloss sich zur Einführung des Zeichens.